Sprache
Suche

Orangenmost

Halb Halb, FiftyFifty, Arbona, Beckenrieder Orangenmost

Orangenmost

In Kürze

Der Orangenmost ist ein alkoholfreies, kohlensäurehaltiges Getränk aus Orangen- und Apfelsaft.

Der Orangenmost wird in der Ostschweiz und Beckenried/NW gewerblich hergestellt. Er gilt in beiden Regionen als Spezialität mit Tradition. Für viele Nidwaldner ist der “Beckenrieder Orangenmost“ das nidwaldnerische Nationalgetränk. In der Ostschweiz heisst bzw. hiess das Produkt je nach Hersteller „Castora“, „Oramo“, „Hornetta“, „Wipom“, “Halb Halb“ oder “Arbona“ (ab 2009 „FiftyFifty“). Konsumiert wird der Orangenmost vornehmlich in der Ostschweiz und in Nidwalden sowie in den angrenzenden Regionen. In der übrigen Schweiz ist das Produkt teilweise ebenfalls erhältlich, wird dort allerdings in kleineren Mengen abgesetzt.

Beschreibung

Alkoholfreies und kohlensäurehaltiges Mischgetränk aus Apfel- und Orangensaft

Zutaten

Apfelsaft aus Konzentrat, Orangensaft aus Konzentrat, Wasser, Kohlensäure

Geschichte

Der Produzent in Beckenried bezeugt eine ununterbrochene Herstellung seit dem Jahr 1956. Bei einem Ostschweizer Produzenten wurde das Produkt vor mehreren Jahrzehnten ins Sortiment genommen, die genaue Jahreszahl lässt sich jedoch nicht eruieren.

Vermutlich ist der Orangenmost jedoch älter. Es ist anzunehmen, dass man ihn schon vor den 1960er Jahren in Gastronomien und zu Hause selbst mischte, was auch der Produzent bezeugt: “Fast jede Mosterei hat wohl in den 1960er-Jahren Orangenmost hergestellt." In den nachfolgenden Jahrzehnten sei das Produkt vielerorts verschwunden. Dass es sich in Nidwalden gehalten hat, erklärt der Produzent damit, dass Nidwalden ein relativ abgeschlossenes Gebiet ist, in dem nur zwei grössere Getränkehändler heimisch sind. Diese konnten einfacher dafür sorgen, dass die einheimischen Produkte einen gewissen Schutz vor der ausländischen Konkurrenz genossen. So ist der Orangenmost in Nidwalden bis heute die Nummer 1 im Orangensegment geblieben und auch in fast allen Restaurants erhältlich. Der Kellermeister des besuchten Produzenten fügt an, dass er das Gefühl habe, dass die Nidwaldner speziell treu sind und demzufolge eigene Produkte besonders schätzen.

Produktion

Zuerst stellt der Produzent Apfelsaft- und Orangensaftkonzentrat in verschiedenen Kesseln bereit. Er verwendet dabei zwei Orangenkonzentrate, wegen der Farbe ein rötliches Blutorangen- sowie ein "normales" Konzentrat. Das Orangenkonzentrat bezieht der besuchte Produzent vornehmlich aus Brasilien und Florida. Das Apfelsaftkonzentrat, aus dem er auch Süssmost macht, stellt der Produzent selbst her.

Mit einer Saft ansaugenden Pumpe werden die Konzentrate über Leitungen in einen 4'600 Liter fassenden Stahl-Tank geleitet.  

Mit Trinkwasser “frisch aus dem Beckenrieder Leitungsnetz“ wird das Konzentrat verdünnt, bis die gewünschte Zuckerkonzentration erreicht ist und der Orangenmost sein spezifisches Gewicht erreicht hat. Der Produzent kontrolliert die genaue Zuckerkonzentration mit dem Refraktometer, einem Instrument, das den Öchslegehalt mit Hilfe der Lichtbrechung optisch darstellt.

Nun nimmt der Produzent eine Geschmacksprobe, um Farbe und Grundgeschmack zu testen. Das Produkt schmeckt zu diesem Zeitpunkt “etwas plump“, wie der Produzent sagt. Erst durch die Kohlensäure-Zugabe und die abschliessende Pasteurisation wird der Geschmack runder. 

Über eine Pumpe wird die Flüssigkeit am nächsten Morgen in die Abfüllerei geleitet. Ein so genanntes Imprägniergerät fügt dem Produkt Kohlensäure hinzu. Der Orangenmost enthält etwa gleich viel Kohlensäure wie der Süssmost und damit deutlich weniger als andere Süssgetränke.

Nun wird der Orangenmost mit einem so genannten Gleichdruck-Füller in die verschieden grossen Flaschen abgefüllt. Dieser Füller sorgt dafür, dass der Druck im Füllsystem und in der Flasche gleich hoch ist. “Dadurch läuft der Orangenmost schaumfrei in die Flasche“ erklärt der Produzent die Technik. 

Da in der Flüssigkeit Hefezellen enthalten sein können, muss das Produkt zum Schluss pasteurisiert werden. Dafür werden die Flaschen auf einem Wagen in den so genannten Pasteurschrank gefahren, wo der Orangenmost zwischen einer Viertel- und einer halben Stunde lang pasteurisiert wird. Dabei gilt es, die richtige Temperatur zu finden: “Wenn die Temperatur zu hoch ist, kann der Orangenmost einen leichten Kochgeschmack erhalten. Die Temperatur darf aber auch nicht zu tief sein, da ansonsten die Hefezellen nicht abgetötet werden.“

Konsum

Wie alle Tafelgetränke wird der Orangenmost bevorzugt kühl getrunken. Er ist ein Alltagsprodukt, das zu fast allem passt. Beliebt ist der Orangenmost auch bei Festanlässen.  

Das Produkt ist ganzjährlich erhältlich, im Sommer wird es leicht öfter konsumiert als im Winter. Er ist vor allem bei Kindern sehr beliebt, speziell aus den Halbliter-Bügelflaschen. “Die Kinder haben das Gefühl, zu den Erwachsenen zu gehören, wenn sie aus den gleichen Flaschen trinken wie diese den Sauren Most oder das Bier“, schmunzelt der Produzent.

Wirtschaftliche Bedeutung

Für den besuchten Produzenten ist der Orangenmost ein Leaderprodukt und ein Hauptstandbein seines Unternehmens. Er stellt das Getränk je nach Bedarf ein bis zwei Mal pro Woche her. Jährlich produziert er etwa 190'000 Litern. Verkauft wird der Orangenmost in Glasflaschen verschiedener Grösse: Drei Deziliter, Halbliter und Liter. Einen grossen Teil setzt der besuchte Produzent im eigenen Getränkeladen ab. Der Rest verteilt sich auf Restaurants, den Detailhandel und andere Verteiler. Einen Grossteil verkauft er im Kanton Nidwalden, einen beträchtlichen Teil auch in den Kantonen Uri und Obwalden. In anderen Kantonen verkauft der besuchte Produzent kleinere Mengen.  

Ein Ostschweizer Most-Produzent stellt jährlich etwa 900'000 Liter Orangenmost her. Auch für ihn hat das Produkt eine relativ wichtige wirtschaftliche Bedeutung. Zur Hauptsache verkauft er das Produkt in der Ostschweiz. Über einen Grossverteiler ist sein Orangenmost in den Flaschengrössen Halbliter, Liter und eineinhalb Liter in der ganzen Schweiz erhältlich. 2009 gab die Firma ihrem Orangenmost einen neuen Namen: von Arbona zu FiftyFifty (moehl.ch; April 2017).

Orangenmost wird auch von vereinzelten Kleinmostereien hergestellt.

... anderes

Bei der Halbliter-Bügelflasche des besuchten Produzenten ist ein Inhalt von 49 Zentiliter angegeben, also nicht ganz einen halben Liter. “Das ist technisch bedingt. Das sind eigentlich Bierflaschen, und der Orangenmost hat eine andere Ausdehnung in der Flasche als das Bier. Darum geben wir 49 Zentiliter an, damit wir bei einer Kontrolle nicht durchfallen würden“, so der Produzent.

Getränke Drücken

Produktionsepizentrum

Nidwalden, Ostschweiz

Map