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Zimtstängel

Zimtstengel

Zimtstängel

In Kürze

Der Zimtstängel ist ein etwa kleinfingerdickes Gebäck mit ausgeprägtem Zimtgeschmack. Er hat eine Länge von fünf bis sechs Zentimeter.

Der Zimtstängel ist im oberen Kantonsteil des Baselbietes verbreitet, insbesondere in den Gemeinden Anwil, Oltingen und Wenslingen. Er wird vorwiegend im Privathaushalt und in Landwirtschaftsbetrieben für die Direktvermarktung hergestellt.

Der Zimtstängel ist eng verwandt mit dem Zimtstern. Die Zutaten und somit der Teig der beiden Produkte sind sehr ähnlich. Während der Zimtstängel jedoch ein ganzjährlich erhältliches Produkt ist, handelt es sich beim Zimtstern um ein Weihnachtsgebäck. Auch in Bezug auf die Konsistenz und im Geschmack sind Unterschiede festzustellen: Der Zimtstängel ist etwas härter, trockener und weniger süss als der Zimtstern. Der Zimtstern wird heute häufig ganz ohne Mehl im Teig zubereitet, der Zimtstängel hingegen enthält einen relativ grossen Mehlanteil. Auch ist der Zimtstängel heutzutage nicht glasiert.

Beschreibung

Ein etwa kleinfingerdickes Kleingebäck von einer Länge von fünf bis sechs Zentimetern Länge.

Zutaten

Zucker, Haselnüsse oder Mandeln, Mehl, Eier, Kakao- oder Schokoladenpulver, Zimt, Kirsch oder Zitronensaft, Nelkenpulver, Rahm, Backpulver.

Geschichte

Erste schriftliche Quellen zum Zimtstängel sind ab Anfang 20. Jahrhundert in den Werken der bekannten Basler Kochbuchautorin Amalie Schneider-Schlöth zu finden. In der siebten Auflage der Basler Kochschule von 1908 steht das Rezept für die „Zimtstengelchen“ gleich oberhalb des „Zimtsterns“. Die Unterschiede der Rezepte sind geringfügig: Beide werden mit der gleichen Eiweissglasur bestrichen, einzig der Zimtanteil ist bei den Sternen höher. Als Variante der Zimtstängel nennt Schneider-Schlöth „Rote Zimtstengelchen“ mit Rötel, einer Mineralfarbe aus Ton und Hämatit.

Die starke Verbindung zum Oberbaselbiet kann erst in jüngeren Publikationen auch schriftlich belegt werden. So ist zum Beispiel in der „Heimatkunde von Anwil“ aus dem Jahre 2000 ein Rezept für die Zimtstängel zu finden. Auch die Rezeptaufnahme in der Publikation „Baselbieter Bäuerinnen kochen. 221 Rezepte aus dem Baselbiet und Basel“ aus dem Jahr 2003 bezeugt die Tradition.

Diverse mündliche Quellen belegen die lange Tradition der Zimtstängel im Oberbaselbiet. „Es wurde früher bei der Ernte mit aufs Feld genommen. Es gab dann zum Beispiel Reissuppe mit Suppenfleisch und Zimtstängel zum Dessert oder Zvieri“, so eine befragte Person. Das Gebäck wurde also alltäglich konsumiert, auch in der strengen Sommerzeit. Ein Mann aus Oltingen berichtet, dass während seiner Jugend, in den Jahren um den Zweiten Weltkrieg herum, die Zimtstängel mit Baumnüssen gemacht wurden. Dies weil Haselnüsse und Mandeln damals von den Bauernfamilien zugekauft werden mussten. Die Baumnüsse aber hatte man von den eigenen Bäumen.

Die Gewährsperson erzählt, dass man bis in die 1960er Jahre die Feldarbeit mit Kühen und Pferden erledigte und über Mittag auf dem Feld ass. Zum Dessert und zum Zvieri gab es öfter Zimtstängel – als süsses, kalorienreiches und gut transportierbares Gebäck.

Heutzutage gibt es fast in jeder Familie dieser Region ein familieneigenes Rezept für Zimtstängel und jede ist der Überzeugung, dass das ihre das Beste sei. In der Familie eines Gewährsmannes werden die Zimtstängel nach einem Rezept seiner Grossmutter her gestellt, das auf das Jahr 1910 geschätzt wird.

Produktion

Die besuchte Bäuerin rührt Zucker und Eier in einer Schüssel gut schaumig und gibt anschliessend Nüsse, Kakaopulver, Gewürze, Mehl und Backpulver dazu und knetet alles zu einem festen Teig. Die Arbeitsfläche bestreut die Bäuerin mit etwas Zucker und Nüssen und rollt den Teig auf fingerdicke Stücke aus. Sie schneidet die Rolle in ca. fünf bis sechs Zentimeter lange Stücke, die etwas flachgedrückt werden. Einige Produzentinnen schneiden mit dem Messer Kerben in das Gebäck. Im vorgeheizten Ofen werden die Zimtstangen bei 180 Grad Celsius während ca. zehn Minuten gebacken. Wer die Zimtstängel weniger hart haben möchte, bäckt sie bei 220 Grad Celsius während nur fünf bis sechs Minuten. Die heutigen Zimtstängel erhalten keine Glasur.

Konsum

Der Zimtstängel wird als Dessert oder zwischendurch das ganze Jahr hindurch gegessen. Trotz des Zimtes ist er kein Weihnachtsgebäck.

Wirtschaftliche Bedeutung

Der Zimtstängel wird vorwiegend im Privathaushalt und auf Landwirtschaftsbetrieben für die Direktvermarktung als Nebenerwerb hergestellt.

Kaufen kann man die Zimtstängel zum Beispiel auf dem Sissacher Buuremärt und am Liestaler Markt. 100 Gramm Zimtstängel kosten bei der besuchten Bäuerin CHF 6.80.

Literatur

  • Schneider-Schlöth, Amalie,   Basler Kochschule,   Verlag der Basler Buch- und Antiquariatshandlung,   Basel,   1908.  
  • Buess-Maurer, Vreni, Antonia Rudin und Ruth Schärer,   Baselbieter Bäuerinnen kochen. 221 Rezepte aus dem Baselbiet und Basel,   Bäuerinnen-Vereinigung beider Basel,   Liebefeld-Bern,   2003.  
  • Schneider-Schlöth, Amalie,   Basler Kochschule,   Verlag von Friedrich Reinhardt AG,   Basel,   o.J. (ca. 1950).  
  • 27 Rezepte von Bäuerinnen aus allen Kantonen der Schweiz - einfach zum Nachbacken,   LID.ch,   Brugg,   2007.  
  • Heimatkunde von Anwil,   Einwohnergemeinde Anwil,   Liestal,   2000.  
  • http://www.baselbieter-chuchi.ch/Sites/BaselbieterChuchi-2Rezepte.htm,   URL,   konsultiert 14..  
Konditorei- und Backwaren Drücken

Produktionsepizentrum

Anwil, Oltingen, Wenslingen, BL

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