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Schwinigi Stückli

Schwinige Stöckli

Schwinigi Stückli

In sintesi

Das Schwinige Stückli ist ein geräuchertes Stück Fleisch vom Schweinshals mitsamt Fett und Knochen. Das Schwinige Stückli sieht einem Kotelett sehr ähnlich. Nur die Farbe und Konsistenz sind weit von einem rohen oder gebratenen Kotelett entfernt. Fleisch und Fett sind leicht bräunlich, ab und zu sind kleine Gewürzstücke zu erkennen.

Schwinigi Stückli sind eine Spezialität aus dem Appenzeller Vorderland.

Da heutzutage die wenigsten von uns täglich ein lebendes Schwein zu Gesicht bekommen, stellt sich eine weitere Frage: Wo ist beim Schwein der Hals? Anders als bei anderen Tieren, etwa Pferd oder Schaf, ist der Übergang zwischen Kopf und Torso beim Schwein sehr fliessend. Ein Körperteil, den man eindeutig als Hals definieren kann, erkennt man als Laie nicht. Nun, der Hals beginnt ein Stück nach dem Ohr und hört etwa in der Mitte des Schulterblattes des Vorderbeines auf. Der Teil, der nun folgt und etwa bis zur Mitte des Rückens reicht, ist das Kotelettstück.

Descrizione

Geräuchertes Stück vom Schweinshals mit Speck und Knochen. Ähnelt in der Form einem Kotelett.

Ingredienti

Schweinshals, 6 Gewürze, Knoblauch, Salz

Storia

Das Schwinige Stückli soll, so der besuchte Produzent, folgendermassen entstanden sein: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte der Urgrossvater des befragten Metzgers die Idee, den Schweinshals auf eine neue Weise zu verarbeiten. Denn bisher hatte man die Koteletts weg geschnitten und dann blieb immer ein Rest, der meist in der Wursterei weiterverarbeitet wurde. Diese Resten schnitt Metzger Niederer in Tranchen und zwar mit dem Knochen dran. Er salzte die Stücke und räucherte sie. Einige Jahrzehnte später passiert beim Räuchern ein Missgeschick, das zu einem Glücksfall wurde. Vor gut 35, 40 Jahren räucherte man die Stücke immer mit Kaltrauch, das heisst mit Temperaturen bis zu 25 Grad. Doch eines Tages verstand ein Angestellter die Instruktionen des Meisters falsch und erhitzte die Räucherkammer auf 100 Grad Celsius. Das Mehrfache der normalen Temperatur! Wo es in anderen Fällen eine kleine Katastrophe gegeben hätte, geschah hier ungewollt eine gelungene Weiterentwicklung eines bestehenden Produktes. Diese Schwinige Stückli erhalten durch die Heissräucherung eine andere Konsistenz. Bei der Kalträucherung wird das Stückli etwas gummiger als bei der Heissräucherung.

Das Schwinige Stückli ist dieser Geschichte nach gut 150 Jahre alt. Damals konnten sich viele Arbeiterhaushalte im Appenzellerland nur die Nebenprodukte der Fleischproduktion leisten. Zum Beispiel Lungen, Kalbsgekröse, Kutteln und Nieren. In den 1890er Jahren kostete ein ganzer Kuhkopf 4 bis 5 Franken. Damit konnte man für 14 Tage Fleisch und Suppe für die Familie kochen. Mit dem Aufschwung des Stickereigewerbes vor dem 1. Weltkrieg kam mehr Geld in die Region rund um den Alpstein: Fleisch und Wurstwaren konnten vermehrt gekauft werden.

Vor allem zwei Metzgereien waren schon damals auf die Herstellung des Schwinigen Stücklis spezialisiert, wie in dem Artikel „Fleischernährung und Versorgung im Appenzellerland“ zu entnehme ist: Schoch in Schachen-Reute und Niederer in Brenden-Lutzenberg.

Das Schwinige Stückli ist eines der wenigen Appenzeller Fleischprodukte aus Schweinefleisch. Dies ist historisch bedingt: Die Appenzeller Bauern waren im 19. Jahrhundert vor allem in der Milchwirtschaft tätig. Die Schweinezucht spielte dabei bis zur Einführung der Talkäsereien eine untergeordnete Rolle. Im Jahr 1876 zählte man bei einer Viehzählung 8’000 Stück Rindvieh, 4’000 Ziegen und nur 3’500 Schweine. Schweinefleisch war jedoch sehr beliebt, insbesondere geräuchert. Das Schwinige Stückli war deshalb wohl eher ein seltener und kostbarer Leckerbissen. Es war etwas Spezielles, das man sich nicht alle Tage leisten konnte. Ein befragter Appenzeller erinnert sich noch gut, dass der Vater zum Wochenende als einziger der Familie vom Schwinigen Stückli ass. Nicht, dass es der Frau oder den Kindern nicht geschmeckt hätte. Nein, es war so speziell, dass es nur für den Ernährer der Familie bestimmt war.

Produzione

Der Schweinehals wird in Stücke (wie Koteletts) geschnitten, mit Salz, Knoblauch und Gewürzen in eine Schüssel gegeben und darin vermischt. Aufeinander gestapelt lagern die Fleischstücke im Kühlraum bei null bis zwei Grad Celsius während vier bis zehn Tagen. Während dieser Lagerung wird das Fleisch schön zart. Dann erfolgt die Heissräucherung bei 100 Grad Celsius während etwas mehr als einer Stunde. Zum Räuchern werden Buchenholz und Sägemehl genommen. Ist das Feuer zu stark, wird es mit dem Sägemehl, das eher im Hintergrund des Cheminees liegt, etwas gedämpft. Das Buchenholz bringt die Wärme und den Geschmack, das Sägemehl fördert vor allem die Rauchnote.

Consumo

Das Schwinige Stückli wird kalt konsumiert. Mit dem Messer werden kleine Stückchen geschnitten, die zusammen mit Brot gegessen werden. Wer gerne eine leichtere Mahlzeit möchte, nimmt Salat anstelle des Brotes. Dazu passen ein Glas sauerer Most, Bier und Wein. Bis in die 1960er, 1970er Jahre wurde es nur am Wochenende gegessen.

... ed inoltre

Im Verlauf des 20. Jahrhunderts hat sich der Stellenwert von Kalorien und somit von Fett am Fleisch oder in der Wurst enorm gewandelt. Bis nach dem 2. Weltkrieg waren die von der Mode akzeptierten Körpermasse von Frau und Herrn Schweizer üppiger als 50 Jahre später. Viele Menschen arbeiteten auch körperlich und da war eine Reserve angebracht. Wer nun aber beim Schwinigen Stückli oder bei deutlich erkennbaren Speckstücken in einer Rohwurst auf diese kulinarischen Freuden verzichtet oder das Fett beim Fleisch wegschneidet, der vergisst, dass das Fett auch ein ausgezeichneter Geschmacksträger ist.

Fonti

  • Lehrbuch für Metzgerinnen und Metzger zur Grundausbildung und Weiterbildung für die Berufe der Fleischwirtschaft. Ordner 2,   Verband Schweizer Metzger Meister,   Zürich,   1998.  
  • Fachbuch für das Metzgereigewerbe (Band II),   Ott Verlag / Verband Schweizer Metzgermeister,   Thun,   1960.  
  • Mitteilungen Kantonsschulverein Trogen,   Appenzeller Medienhaus,   Herisau,   1990.  
  • Appenzeller Magazin,   3/1998.  
Prodotti carnei Print

Epicentro di produzione

Appenzeller Vorderland

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