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Bettlacher Klemenzpastete

Bettlacher Klemenzpastete

In Kürze

Die Bettlacher Klemenzpastete ist eine halbkreisförmige Pastete aus knusprigem Blätterteig und einer leicht säuerlichen Apfel-Nuss-Füllung. Der Rahm mildert die frische Säure. Die Füllung ist kaum gezuckert, so dass man den Eindruck hat, etwas Leichtes zu essen.

Die Bettlacher Klemenzpastete wird jeweils am Sonntag nach dem Tag des heiligen Klemenz, dem 23. November, hergestellt und konsumiert. Einst soll man diese Pastete zuhause im eigenen Ofen gebacken haben. Inzwischen wird sie gewerblich produziert.

Die Klemenzpastete ist eine Spezialität aus dem solothurnischen Bettlach. Eine ähnliche Pastete ist im Nachbardorf Selzach unter dem Namen Selzacher Umgangspastete bekannt. Diese ist mit Fleisch gefüllt und wird an Fronleichnam und Allerheiligen hergestellt.

Beschreibung

Eine halbkreisförmige Pastete aus Blätterteig mit einer Apfelfüllung. Sie ist gut 12 cm lang, 7 cm breit und 6 cm hoch. Eine Klemenzpastete wiegt etwa 50 Gramm.

Zutaten

Teig: Blätter-, Kuchen- oder süsser Mürbeteig

Füllung: Äpfel, Zitronenschale und -saft, geriebene Nüsse, Sultaninen, Rahm, Ei.

Geschichte

Seit wann man in Bettlach am Klemenztag respektive am Sonntag nach dem Klemenztag eine Apfelpastete isst, kann nicht eruiert werden. Mit Sicherheit weiss man nur, dass vor gut 25 Jahren der damalige Sigrist der katholischen Kirche von Bettlach, Bernhard Schmid, dem Bäcker Gutmann ein Rezept der Bettlacher Klemenzpastete, das er im 1982 erschienenen Buch „Solothurner Liebesbriefe“ der Volkskundlerin Elisabeth Pfluger fand, aushändigte. Seit diesem Zeitpunkt wird die Pastete kontinuierlich gewerblich hergestellt. Es gibt jedoch Hinweise, dass die Klemenzpastete bereits davor bekannt war. Ein pensionierter gut 70-jähriger Lehrer, der sich mit der Geschichte von Bettlach befasst hat, vermutet, dass es die Pastete seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert gibt. Die befragte Bäckersfrau, die im Dorf einige Nachforschungen über die Pastete betrieb, weiss vom Wirt des Restaurants Marti, dass dessen Grossmutter die Klemenzpastete herstellte. Der Wirt selbst kennt jedoch kein altes Rezept der Klemenzpastete, obwohl auch er schon um die 60 Jahre alt ist.

Doch wer ist überhaupt der heilige Klemenz, zu dem die Bettlacher so eine besondere Beziehung haben? Der heilige Klemenz soll der zweite oder dritte Nachfolger von Petrus als Bischof von Rom gewesen sein und im 1. Jahrhundert gelebt haben. Die Bettlacher haben ihn zum Kirchenpatron ihrer Pfarrei erkoren, die im Jahr 1707 gegründet worden ist. Der Klemenztag wird am 23. November gefeiert. Am Sonntag nach dem Klemenztag wird zu Ehren des Kirchenpatrons ein spezieller Gottesdienst abgehalten. Danach gibt es ein gemeinsames Essen und zum Dessert die Klemenzpastete.

Die Solothurner Volkskundlerin Elisabeth Pfluger schreibt in ihrem Buch „Solothurner Liebesbriefe“, dass die Bettlacherinnen am Klemenztag einst dieselbe Pastete backten wie die Selzacherinnen zu Fronleichnam - eine mit Fleisch gefüllte Pastete. Wie kam es dann zur Apfelfüllung? Pfluger vermutet, dass dies mit dem bis vor kurzem bei den Gläubigen üblichen fleischlosen Freitag zu tun haben könnte. Als der Klemenztag auf einen Freitag fiel, ersetzte man die Fleisch- durch eine Apfelfüllung. Die Apfelfüllung fand so guten Anklang, dass laut Pfluger nun zu den verschiedenen Festen des Jahreskreises aufgetischt wurde.

Produktion

In der Bäckerei werden die gewaschenen Äpfel geschält und geraffelt. Den Äpfeln gibt der Bäcker Zucker, Zitronenschale, -saft, geriebene Nüsse, Sultaninen und Rahm bei. Er vermischt alles gut, die Apfelmasse soll streichfähig, aber nicht zu feucht sein. Der Blätterteig wird in die Auswallmaschine gegeben und ausgerollt. Mit Hilfe einer Ausstechform von 12 Zentimetern Durchmesser sticht der Bäcker anschliessend Rondellen aus. Auf die eine Hälfte des Teiges gibt er die Apfelfüllung und bestreicht den Teigrand mit Ei. Anschliessend schlägt er die „leere“ Teighälfte über und drückt den Teigrand mit den Fingern an. Mit der Gabel sticht er die Oberseite zwei-, dreimal ein, damit während dem Backen Dampf aus der Pastete entweichen kann. Die halbkreisrunde Pastete bestreicht er mit Ei und lässt sie bei 200 bis 220 Grad Celsius während 15 Minuten goldbraun backen.

Konsum

Bis zum Jahre 2005 wurde die Klemenzpastete als kleiner Imbiss nach dem Gottesdienst angeboten. Heute erwartet die Gläubigen eine richtige Mahlzeit bestehend aus einem Salat, einem Teigwarengericht und der Klemenzpastete als Dessert. Die Klemenzpastete ist heute nur noch halb so gross wie im Jahre 2005.

Die Klemenzpastete wird kalt gegessen.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Klemenzpastete ist nur auf Bestellung erhältlich. Grösste Auftraggeberin ist wohl die Kirchgemeinde, die die Klemenzpastete jedes Jahr für den Sonntag nach dem Klemenztag bestellt. Im Jahre 2008 waren es 120 Stück. Je nach Auftragslage werden die Pasteten am Freitag oder Samstag gemacht und am Sonntag gebacken

Die Bettlacher Klemenzpastete wiegt etwa 50 Gramm und kostet CHF 2.-.

Literatur

  • Pfluger, Elisabeth,   Solothurner Liebesbriefe. Gebäck im Jahreslauf,   Solothurn,   1982.  
  • Leimer, Edgar,   Bettlach. Geschichte und Geschichten,   Einwohnergemeinde Bettlach,   1981.  
Konditorei- und Backwaren Drücken

Produktionsepizentrum

Bettlach (SO)

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