Sprache
Suche

Kräuterbonbon / Bonbons aux herbes / Caramelle alle erbe

Kräuterzucker, Huestetäfi, Huestetäfeli, Chrüterzucker

In Kürze

Kräuterbonbons sind Hartbonbons und gefüllte Bonbons, die mit einzelnen Kräutern oder Kräutermischungen aromatisiert sind.

Der Ricola Kräuterzucker ist eines der bekanntesten Schweizer Kräuterbonbons, auch über die Landesgrenzen hinaus. Es ist viereckig und mit 13 Kräutern aromatisiert: Andorn, Bibernelle, Ehrenpreis, Eibisch, Frauenmantel, Holunder, Malve, Pfefferminze, Salbei, Schafgarbe, Schlüsselblume, Spitzwegerich und Thymian. Es gibt eine Vielzahl anderer, ebenso beliebter Kräuterbonbons: Das Herbalpina, das Haschi, das Santasapina oder der Halsfeger. 

Kräuterbonbons sind nicht nur fein und süss, sie sollen auch gegen Husten und Heiserkeit helfen. Im Unterschied zu anderen Bonbons unterstehen sie deshalb dem Lebens- und dem Heilmittelgesetz. Ihre Wirkung muss deshalb von der interkantonalen Prüfstelle für Arznei- und Heilmittel bestätigt werden.

Beschreibung

Als Kräuterbonbons bezeichnet man Hartbonbons und gefüllte Bonbons, die mit einzelnen Kräutern (Pfefferminze, Holunderblüte etc.) oder Kräutermischungen aromatisiert sind.

Zutaten

Zucker, Glukose, Kräuter, Kräuteraromen, evtl. Farbstoffe.

Zuckerfreie Kräuterbonbons sind mit Isomalt gesüsst, einem Zuckerersatzstoff, der in Deutschland hergestellt wird. Zuckerersatzstoffe werden aus natürlichen Rohstoffen hergestellt.

Geschichte

Die Kräuterbonbonherstellung hat in der Schweiz eine gut 150-jährige Tradition. Das älteste, heute noch erhältliche Kräuterbonbon ist das Herbalpina, das die Firma Wander seit dem Jahr 1897 herstellt. Aber auch das Haschi der Firma Halter-Bonbons ist gut 100 Jahren alt und die 13 Kräuter des Ricola Schweizer Kräuterzuckers hat sein Erfinder Emil Richterich schon im Sommer des Jahres 1940 zum ersten Mal gemischt. Diese Bonbons unterscheiden sich alle markant punkto Kräuterrezeptur und Form. Sie schmecken sehr unterschiedlich und fühlen sich dank der verschiedenen Bonbonformen auch im Mund völlig anders an. 

Kräuterbonbons sind ein typisches Produkt der Industrialisierung. Erst die Erfindung von diversen technischen Verfahren und Maschinen machte eine einigermassen preisgünstige Produktion von Bonbons überhaupt möglich. Neben den technischen Entwicklungen war die Entdeckung des billigen, europäischen Rübenzuckers im Jahre 1747 eine wichtige Voraussetzung für die Herstellung von Kräuterbonbons. Als man Bonbons noch mit dem sehr viel teureren Rohrzucker herstellen musste, war es ein Luxusprodukt und als solches nur in noblen Confiserien oder als Arznei in der Apotheke erhältlich. Die industrielle Herstellung von Bonbons kennt man seit 1850.

Dass Bonbons eine hustenlindernde Wirkung haben können, wusste man schon im 18. Jahrhundert. In der Oeconomischen Enzyklopädie von Krünitz findet man unter dem Stichwort Caramel folgende Bemerkung: "Man gebraucht ihn auch in Täfelein für die Brust, zur Befürderung des Auswurfs, wie andern gebrannten Zucker."

Produktion

Die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen der einzelnen Bonbons entstehen durch geheime Rezepturen; das Produktionsverfahren ist aber bei allen Hartbonbons ungefähr identisch.

In grossen Kupferkesseln löst man den Zucker, die Aromen und den Stärkesirup mit Wasser auf und kocht diese Mischung. Stärke ist neben dem Zucker der zweite wichtige Rohstoff, um Hartbonbons herzustellen. Ohne sie würde das Bonbon schnell Wasser aufnehmen und seine Form und Aussehen verlieren. Durch Wasserentzug unter Vakuum entsteht eine feste, aber noch knetbare heisse Masse. Auf dem Kühltisch wird die Masse abgekühlt. Unter stetem Kneten fügt man die Aromen und die Farbe hinzu. Danach formen der Kegelroller und der Strangausziehautomat aus der immer noch heissen Bonbonmasse einen etwa fingerdicken Strang. Im Prägeautomat erhält das Bonbon seine Form und Grösse. Die zuckerhaltigen Bonbons müssen danach in ein Papier gewickelt werden, da sie sonst zusammenkleben, oder sie werden zusätzlich dragiert. Beim Dragieren erhalten die Bonbons einen Mantel, der das zusammenkleben verhindert. Dieser Produktionsablauf ist heute komplett maschinell organisiert, die einzelnen Schritte werden nur noch überwacht. Das gewünschte Kräuteraroma der Kräuterbonbons entsteht mittels Kräuterextrakten. Die meisten Firmen kaufen die Kräuterextrakte heute als Aromastoffe.

Bis in die 1980er Jahre wurden die Aromen grösstenteils noch selber extrahiert. Heute macht dies nur noch die Firma Ricola. Seit dem Jahr 1984 wird der Kräuteranbau in der Schweiz von verschiedenen Produzenten gezielt vorangetrieben, insbesondere in den Bergregionen, zum Beispiel im Wallis. Das Pflücken, Pflanzen und Essen von Kräutern hat in der Schweiz keine lange Tradition, sie ist eher als Innovation mit dem Sinn des Diversifizierens von bäuerlichen Betrieben anzusehen. Für die Bonbonhersteller garantiert auch erst eine kontrollierte Kultivierung, dass die Richtlinien für biologischen Pflanzenbau eingehalten werden.

Konsum

Der Grossteil der Schweizer Kräuterbonbons wird exportiert. Die Hauptexportnationen sind Deutschland und Frankreich und die Vereinigten Staaten. Der Verkauf in der Schweiz ist seit Jahren etwa konstant. Insgesamt haben die 16 Schweizer Unternehmen der Zuckerwarenindustrie 24 766 Tonnen Zuckerwaren im Jahr 2004 verkauft. Davon waren 68.4% Hartbonbons. Die Marktforschung erkennt einen Generationenunterschied beim Konsum von Zuckerwaren. Bis zu einem Alter von etwa 25 Jahren spricht man von der Kaugummigeneration, danach beginnt man Bonbons zu lutschen!

2016 verkauften 14 Unternehmen (Mitglieder des Verbands Biscosuisse) knapp 34'000 Tonnen Zuckerwaren, davon 68,1 Prozent Hartbonbons. Rund 17 Prozent der Zuckerwaren blieben im Heimmarkt, der Rest wurde in 103 Länder exportiert; davon am meisten nach Deutschland (23.3%) und USA (20.4%), gefolgt von Frankreich (knapp 10%) und Spanien (biscosuisse.ch, Mai 2017).

Wirtschaftliche Bedeutung

Ihre weltweite Vorrangstellung verdanken die Schweizer Kräuterbonbons primär dem Verkaufsargument, dass sie Schweizer Alpenkräuter beinhalten, die eine besonders starke Heilkraft und ein aussergewöhnlich gutes und natürliches Aroma haben. Daher sind Schweizer Kräuterbonbons ein Gesundheitsmittel (functional food) oder ein Heilmittel und leiden nicht unter dem heute ansonsten eher schlechten Ruf der Süsswaren. Für die meisten der genannten Bonbonhersteller ist das Kräuterbonbon das Leaderprodukt.

... anderes

Im Kräuterbonbons wirkt die alte Bedeutung des Zuckers nach. Seit dem frühen Mittelalter, als Rohrzucker erstmals in Europa auftrat, wurde er als Heilmittel verstanden. Lange Zeit war Zucker nur in Apotheken erhältlich. Albertus Magnus schreibt ca. 1250 über den Zucker, dass dieser seinem Wesen nach feucht und warm sei, worin sich seine Süsse erweise, Zucker wirke lindernd und lösend, er lindere Heiserkeit und Schmerzen in der Brust, verursache Durst (jedoch weniger als Honig) und bisweilen Erbrechen, sei aber insgesamt dem Magen zuträglich, sofern dieser gesund und frei von Galle sei. Die heilsame und lösende Wirkung der Kräuterzucker versteht man heute aber nicht mehr als Folge des Zuckers, sondern man führt sie auf die Wirkung der Kräuteraromen zurück.

Literatur

  • Mintz, Sideny W.,   Die süsse Macht. Kulturgeschichte des Zuckers,   Frankfurt,   1992.  
  • Teuteberg, Hans Jürgen und Günter Wiegelmann,   Unsere tägliche Kost. Geschichte und regionale Prägung,   F. Coppenrath Verlag,   Münster,   1986.  
  • Theodor Tobler,   Aus den Geheimnissen der Bonbons-Industrie,   Bern,   1936.  
  • Von Wartburg, Beat,   Mässmogge, Nougat, Dääfeli: die Confiseriefabrik Fritz Albicker 1918-1990. In: Basler Stadtbuch 1990,   Basler Stadtbuch,   Basel,   1990.  
  • Die Schweiz im Spiegel der Landesausstellung 1939,   Atlantis Verlag,   Zürich,   1940.  
  • biscosuisse,   Was sind Zuckerwaren,   http://www.biscosuisse.ch/page/d_whataresugar.html,   24.12.2007.  
  • Biscofa. Schweizerischer Verband der Biscuits- und Cofiseriefabrikanten,   Bonborama. Bonbons und Zuckerwaren,   Bern,   o.J..  
  • www.biscosuisse.ch,   Mai 2017.  
Süss- und Confiseriewaren Drücken

Produktionsepizentrum

Diverse Orte in der ganzen Schweiz

Map