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Luzerner Regentröpfchen

Lozärner Rägetröpfli, Luzerner Regentröpfli

In Kürze

Das Luzerner Regentröpfchen ist eine mit Kirsch und Schokolade gefüllte Praline in Tropfenform. Es gibt eine helle und eine dunkle Sorte. Für die helle Sorte wird Milchschokolade, für die dunkle schwarze Schokolade verwendet.

Wie es der Name vermuten lässt, werden die Luzerner Regentröpfchen in der Stadt Luzern hergestellt; dank Detailhandel sind sie fast schweizweit erhältlich. 

Pralinen mit Kirschfüllung werden auch in anderen Schweizer Städten produziert, vereinzelt sogar unter dem Namen Tröpfchen oder Tropfen. Diese sind meist in der standardisierten Kugelform erhältlich. Auch zu vergleichen sind die Regentröpfchen mit den Kirschstängeli. Doch im Gegensatz zum Kirschstängeli ist die Füllung des Regentröpfchens nicht von einer Zuckerkruste umhüllt.

Beschreibung

Tropfenförmige Praline, mit Kirsch und Schokolade gefüllt

Variationen

Schokoladentröpfchen gefüllt mir Cognac, Champagner, Baileys und Cointreau; ebenfalls in Tropfenform.

Zutaten

Schokolade, Rahm, Zucker, Kirsch

Geschichte

Der Erfinder der Luzerner Regentröpfchen ist Hans Heini, zusammen mit Annelies Heini das Gründerehepaar der gleichnamigen Konditorei. Die Konditorei wird heute in zweiter Generation geführt und hat mittlerweile vier Filialen in der Stadt Luzern und seit dem Jahr 2004 auch eine in der Stadt Zug. 

In welchem Jahr das Regentröpfchen genau erfunden wurde, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden: „Ich schätze, das war Mitte der 1960er Jahre“, so der heutige Geschäftsinhaber und Sohn des Erfinders. Ganz sicher lässt sich jedoch sagen, dass es die Luzerner Regentröpfchen am 16. November 1968 bereits gegeben haben muss. Denn eines der ersten Werbeplakate des Regentröpfchens zeigt noch die fünfstellige Telefonnummer der Konditorei. Da Luzern am oben erwähnten Datum auf sechsstellige Telefonnummern wechselte, müssen das Plakat und damit die Regentröpfchen vor dieser Umstellung kreiert worden sein. Als erste Spezialitätenkreation hat das Regentröpfchen für die Konditorei einen emotional besonderen Stellenwert. „Ein Spezialgeschäft braucht Spezialitäten, sonst ist es kein Spezialgeschäft“, pflegte Hans Heini zu sagen und brachte noch eine Reihe weiterer Spezialitäten auf den Markt.

In jeder Packung Luzerner Regentröpfchen liegt eine Broschüre bei. Sie erzählt „die wundersame Geschichte der ‚Lozärner Rägetröpfli’. Es soll demnach an einem für Luzern typischen verregneten Tag gewesen sein, als eine Dame „endgültig des Regens überdrüssig“ die Konditorei betreten hat. Die Dame suchte „nach Sonne, zumindest für ihre Seele“. Der Konditor versprach, für sie etwas zu kreieren. Entstanden ist die Praline, die er auf Anspielung an den häufigen Regen „Luzerner Regentröpfchen“ nannte. Das Besondere an der Praline ist, dass sie mit zwei Komponenten gefüllt ist, dem Kirsch zum einen und der Schokoladencreme zum anderen. Als die Dame am Nachmittag wieder vorbeikam, konnte  der Konditor ihr so beweisen, dass auch Regentropfen etwas ganz Besonderes und Gutes sein können.

Die ersten frühen Regentröpfchen waren noch von Hand gefüllt. Ein Anfang der 1970er Jahre vom Schweizer Confiseur Läderach erfundenes Verfahren vereinfachte die Herstellung von gefüllten Schokoladeprodukten aber massgeblich. Das Verfahren – in der Fachszene unter dem Begriff Schleuderverfahren bekannt – führt die beiden Halbhohlkörper zusammen und stanzt oben ein Loch für die Füllung rein. Die Hohlkörper konnten von nun an als Halbfabrikate bezogen werden. Damit entfiel das aufwändige Giessen der Hohlkörper in der eigenen Bäckerei und – als besondere Neuerung – das Füllen mit flüssigen Substanzen wurde erheblich erleichtert. Musste man davor mit grösster Sorgfalt vorgehen, damit die Füllung nicht aus der einen Halbkugel des Hohlkörpers auslief, konnte man nun bequem füllen. Damit wurde es auch möglich, in grösseren Stückzahlen zu produzieren, was wiederum einen positiven Einfluss auf die Preisgestaltung hatte.

Die Regentröpfchen waren zu diesem Zeitpunkt noch rund. Dank des Schleuderverfahrens konnte man von nun an auch andere Formen herstellen. So entschied man sich bei der Konditorei Heini in den frühen 1980er Jahren für die Tropfenform.

Ende der 1980er Jahre liess die Konditorei Heini den Namen und die Tropfenform rechtlich schützen.

Produktion

„Die Herstellung ist mit viel Handarbeit verbunden. Wir wenden für jedes Regentröpfchen mindestens eine Minute reine Handarbeit auf“, so der Produzent. Der Produktionsablauf für die hellen und dunklen Regentröpfchen ist derselbe. Der einzige Unterschied ist, dass für die hellen Milchschokolade, für die dunklen Regentröpfchen entsprechend schwarze Schokolade verwendet wird. Wobei der Ausdruck schwarze Schokolade nicht ganz korrekt ist – diese wird im Konditorjargon Vanillecouverture genannt, so der Produzent, und weist zum einem auf die in jeder schwarzen Schokolade enthaltenen Vanille und zum anderen auf den leicht höheren Kakaobutteranteil hin. Im Vergleich zu Essschokolade wird eine Couverture beim Schmelzen flüssiger und ist damit leichter zu verarbeiten.

Die Herstellung lässt sich in drei Schritte gliedern. Der erste Schritt ist das Füllen. Dabei werden die Hohlkörper, die der Produzent ausser Haus herstellen lässt, zuerst mit einer Mischung aus Kirsch und Fondant gefüllt. Bei Fondant handelt es sich um „abgestorbenen“ Zucker –  das ist mit Wasser aufgekochter Zucker, welcher während des Auskühlens kristallisiert. Der Produzent betont, dass die Qualität der Füllung sehr wichtig ist, vor allem der Kirsch. „Wir verwenden nur echten Schweizer Kirsch aus Schweizer Kirschen, der mindestens zwei Jahre in Korbflaschen gelagert wurde.“ Anschliessend werden die Hohlkörper mit einer warmen Rahmganache, einer dickflüssigen Masse aus Rahm und Schokolade, aufgefüllt. Sinn und Zweck dieser Rahmganache ist neben den geschmacklichen Vorzügen, den Hohlkörper zu verschliessen und dicht zu machen. Damit der Hohlkörper auch wirklich dicht wird, kommt in einem nächsten Schritt, dem Verschliessen, noch ein Schokoladenblättchen auf den Hohlkörper. Dies aber frühestens nach zwei Stunden. Würde das Blättchen zu früh draufgelegt, könnte es absinken und der Hohlkörper wäre nicht dicht – und dies wäre für den nächsten Schritt, das Überziehen, äusserst delikat.

Das abschliessende Überziehen erfolgt frühesten 24 Stunden später. In diesem Schritt bekommt das Regentröpfchen einen glänzenden Schokoladenmantel. Die Regentröpfchen wandern auf einem Förderband durch die so genannte Überzugsmaschine. Aus dieser fliesst 32 Grad warme Schokolade über die Tröpfchen. „Dieser Schritt ist sehr diffizil“, erklärt der Konditor, „Raum- und Schokoladentemperatur müssen genau aufeinander abgestimmt sein - und auch die Pralinen müssen perfekt abgedichtet sein, denn andernfalls könnte die Füllung  auslaufen und sich mit der Schokolade aus der Maschine vermischen. Das gäbe eine Riesensauerei.“ Nur wenn alle diese Faktoren stimmen, haben die Luzerner Regentröpfchen am Ende der Produktion einen schönen Glanz.

Konsum

Die Luzerner Regentröpfchen können ganzjährig zu verschiedensten Anlässen gegessen werden: Sei es zum Kaffee, Dessert oder einfach nur so zwischendurch. Der Produzent hat bei Degustationen drei verschiedene Esstypen beobachtet: Der erste Typ nimmt das Regentröpfchen ganz in den Mund, beisst es kurz und schluckt es herunter, der zweite untersucht das Regentröpfchen zuerst genau, beisst es in der Mitte auseinander und isst es quasi in seine Einzelteile zerlegt – der dritte Typ lässt das Regentröpfchen auf der Zunge zergehen.

Die Luzerner Regentröpfchen sind, kühl und dunkel gelagert, bis zu 20 Wochen lang haltbar.

Wirtschaftliche Bedeutung

Das Luzerner Regentröpfchen ist ein Leaderprodukt der Konditorei. Es wird jährlich über eine Million Stück verkauft.

Es dient sehr häufig als Mitbringsel aus Luzern, zunehmend an Bedeutung gewinnt aber auch das Segment Kundengeschenk – vor allem an Weihnachten. Dann und an Ostern, wenn die Schokolade Hochsaison hat, ist die Produktion am höchsten.

Sie werden in Box oder Säckchen à 6 bis 42 Stück angeboten.

Literatur

  • Huber, Robert,   Hundert Jahre Telefon in Luzern 1883-1983,   Fernmeldekreis Luzern,   1983.  
  • Lebensmittel-Industrie,   Profilierung mit Schokolade,   Nr. 3/4 2009.  
Süss- und Confiseriewaren Drücken

Produktionsepizentrum

Luzern

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